Als Karl Dickas am 24. Juni 1930 geboren wurde, sah die Welt noch ganz anders aus, gab es weder Fernsehgeräte noch Computer oder Handys. Das Geckenauer Urgestein feiert an diesem Mittwoch seinen 90. Geburtstag. Es ist Vergnügen pur, mit dem Jubilar zusammenzusitzen und ihm zuzuhören. Ein Patentrezept dafür, wie man 90 Jahre alt wird und dabei noch so rüstig, vital und lebensfroh bleibt, hat er nicht. Vielleicht ist es ja sein nach wie vor großes Interesse an all dem, was in Geckenau, in der Gemeinde, in Deutschland und in der Welt so vor sich geht.
Er liest tagtäglich seine Zeitung, lässt – fast – keine Nachrichtensendung im Fernsehen aus und ist so noch top informiert über das Geschehen um ihn herum. Dazu kommt noch der sonntägliche Frühschoppen im örtlichen Feuerwehrheim, wo auch er immer gerne mitdiskutiert. Jedoch musste er coronabedingt darauf seit Mitte März verzichten. Karl Dickas weiß genau, was so in der Politik abgeht – und er hat seine feste Meinung dazu. Da kann es schon einmal sein, dass er kräftig über manche Beschlüsse der Bundesregierung, aber auch des Gemeinderates wettert.
Tägliche Bewegung an der frischen Luft
Dieses Interesse, aber auch die tägliche Bewegung an der frischen Luft halten offensichtlich fit und jung. Regelmäßig spaziert er zur Marienkapelle und macht seinen Dorfrundgang. „Und zusätzlich marschiert er 50 Mal jeden Tag unseren 16 Meter langen Balkon auf und ab. Das sind anderthalb Kilometer“, schmunzelt Ehefrau Hilde über ihren Ehegatten, der nach eigenen Worten auch heute noch bei der „Firma Desda“ angestellt ist. Denn „mei Frau sagt nämlich: des da musst du noch mach – und dann des da und des da“, so der Jubilar, dem der Schalk immer noch gerne im Nacken sitzt.
Karl Dickas hat vor neun Jahrzehnten als zweites von sieben Kindern der Eheleute Julius und Rosa Dickas in Geckenau das Licht der Welt erblickt. Dort betrieben seine Eltern die Dorfmühle, wo Sohn Karl dann auch nach Abschluss der Schule das Müllerhandwerk erlernte. Allerdings war er von Anfang der 50er Jahre an bis 1989 35 Jahre lang auf dem Bau und als Verputzer tätig, wobei ihn dieser Beruf während der Woche zumeist fernab von Geckenau führte. Dabei arbeitete er in Frankfurt, Kaiserslautern, Mainz, Nürnberg oder auch in Bitburg. Häufig musste anfangs auch samstags und sonntags gearbeitet werden, so dass er manchmal erst nach mehreren Wochen wieder einmal nach Hause kam.
Zwei Kinder gingen aus der Ehe hervor
1953 schloss er mit seiner Frau Hilde den Bund fürs Leben. Die war schon als Nachbarsmädchen von frühester Kindheit an mit ihm zusammen aufgewachsen. Schmunzelnd erzählt er, welche Hindernisse die Liebe der beiden überwinden musste, bis er sie vor den Traualtar führen konnte. Schließlich sollte er eigentlich einmal die elterliche Mühle übernehmen und dafür eine Müllerin finden, was Hilde aber nicht werden wollte. Mit Sohn Jürgen und Tochter Birgit schenkte ihm seine Hilde zwei Kinder. Nach der Heirat wohnte die junge Familie bis 1965 zunächst im benachbarten Bastheim. Der Wunsch, im Heimatdorf ein Häuschen zu bauen, war groß, aber mit vielen Hindernissen verbunden. Anderthalb Jahre dauerte das Ringen mit den Behörden, bis diese von der Vorgabe abwichen, Richtung Braidbach dorfseitig zu bauen. Karl und Hilde gelang es, 1965 als erste im Baugebiet Rainweg gegen den anfänglichen Widerstand des Landratsamtes Mellrichstadt zu bauen.
Neben Frau Hilde und der Familie galt und gilt Karls Liebe ganz dem Fußballsport und dem prächtigen Garten zuhause. Als Tier- und insbesondere Pferdeliebhaber ist er weithin bekannt. 15 Jahre lang kümmerte er sich liebevoll um sein Pony „Trixy“, versorgte es mit Heu und pflegte es tagaus tagein. Kurz vor seinem 80. Geburtstag verstarb es allerdings. Bis ins hohe Alter half Karl bei jeder Baumaßnahme mit, packte kräftig mit an, wo Not am Mann war. Unvergesslich seine knappen, witzigen, aber auch energischen Kommentierungen und Meinungsäußerungen, die oft auch der frühere Bürgermeister Manfred Dietz in den Bürgerversammlungen zu hören bekam. Und zu seiner Meinung stand und steht er wie ein Mann.
Ehrenamtlicher Wirt im Feuerwehrheim
Mehr als zwei Jahrzehnte lang war er als ehrenamtlicher Wirt im örtlichen Feuerwehrheim tätig, wo er auch schon seit Jahren Stammgast ist und auch seinen eigenen Stamm-Sitzplatz hat. Dank sagt ihm 3. Bürgermeister und Feuerwehr-Vereinsvorsitzender Wolfgang Grom nicht nur für seine selbstlose Mithilfe bei allen möglichen Arbeiten, sondern auch für den zusätzlichen Dienst mittwochs, wenn die „Mittwochskarter der Senioren“ das Feuerwehrheim bevölkerten. Gerne nahmen er und seine Frau Hilde auch an den angebotenen Ausflügen der Geckenauer Wehr teil. Seit mehr als 50 Jahren ist „der Karl“, wie er fast überall im Besengau wegen seiner offenen und grundehrlichen Art voller Respekt und Anerkennung genannt wird, bereits eingefleischter Fan von Borussia Mönchengladbach. „Net, dass ich mich verrückt mach – aber ich hab’s auch heut noch gern, wenn sie gewinnen.“ Ganz fest drückt er dem Team die Daumen, dass es heuer den Sprung in die Champions League schafft.
Zu seinem runden Wiegenfest gratulieren ihm neben Ehegattin, den beiden Kindern sowie vier Enkeln und inzwischen fünf Urenkeln (zwei Jungs und drei Mädchen) natürlich auch Bürgermeister Tobias Seufert und die ganze Geckenauer Dorfgemeinschaft.