70 Jahre lang, mehr als 25.550 Tage füreinander da sein, gemeinsam gute, aber auch weniger schöne Zeiten erleben, Kinder großziehen, ein Haus bauen und noch so vieles mehr. Hilde und Karl Dickas können viel erzählen. Sie haben 1953 geheiratet. Am vergangenen Dienstag, 25. Juli, konnten die beiden das seltene Fest der Gnadenhochzeit feiern.
Eigentlich sind Hilde und Karl schon von Kindesbeinen an zusammen. Als Nachbarskinder sind sie aufgewachsen, haben von klein auf miteinander gespielt und mit den Jahren nicht nur eine innige Freundschaft entwickelt, sondern auch tiefe Liebe und Zuneigung zueinander verspürt.
Der inzwischen 93jährige Karl stammt aus der sog. „Dickas-Mühle“, jenem eindrucksvollen Fachwerk-Gebäude mit dem imposanten Mühlrad mitten in Geckenau. Die Familiengeschichte reicht bis in die Zeit des 30jährigen Krieges zurück. Und genau auf der anderen Seite des Mühlbaches lebte Hilde, das zweite Kind von Brigitta und Josef Söder, die das Geckenauer Wirtshaus neben der Landwirtschaft betrieben, das im Volksmund als „Gasthaus Himmelspforte“ bekannt war. Hilde war eines von sieben Mädchen in der neunköpfigen Kinderschar des Gastwirtehepaars. Nach dem Schulabschluss ging sie, wie so viele andere Mädchen damals, zunächst mit gerade einmal 14 Jahren „in den Haushalt“. Erst in Unsleben, dann bei Verwandten in der Nähe von Pirmasens, wo sie als Kindermädchen arbeitete. Schon damals hatte sich Karl zu mehr als dem „Beschützer“ von Hilde entwickelt. Bei gemeinsamen Spaziergängen und dem Besuch von Tanzveranstaltungen. Er selbst hatte feste Vorstellungen: „Ich werd Müller und du, Hilde, wirst einmal meine Müllerin !“ Doch erstens wollte die weder Bauers- noch Müllersfrau werden. Und zweitens hatte Gottes Fügung ohnehin etwas anderes mit den beiden vor. Karl, der 1930 als zweites von sieben Kindern der Eheleute Julius und Rosa Dickas das Licht der Welt erblickt hatte, erlernte zwar nach seinem Schulabschluss das Müllerhandwerk. Dann war er aber von Anfang der 50er Jahre bis 1989 als Verputzer zumeist weit weg tätig. 1953 hatten Karl und Hilde zwar geheiratet, aber „wir haben eigentlich nur eine Wochenend-Ehe geführt !“, räumt Hilde ein. Leider verstarb das erste Kind, das 1953 das Licht der Welt erblickt hatte, bereits ein halbes Jahr später. Doch Hilde schenkte ihrem Karl mit Sohn Jürgen (1954) und Tochter Birgit (1958) noch zwei weitere Kinder. Die Tierzucht war neben Fußball das große Hobby von Karl. Zeitweise zählte der Tierbestand neben Schafen noch Ziegen, Tauben, Hühner, Enten und Fasane. Karls besonderer Stolz galt seinem Pony „Trixy“, das er jahrelang liebevoll versorgte und pflegte. Obwohl viel beschäftigt, fanden die beiden in den zurückliegenden Jahren immer wieder Gelegenheit, gemeinsam die Welt anzuschauen. Natürlich fehlten sie nicht bei den Ausflügen des örtlichen Feuerwehrvereins. Lesen und Kreuzworträtsel halten Hilde geistig fit. Bei Karl ist es v.a. der Fußball. Auch heute noch ist Karl ein temperamentvoller, geradliniger Zeitgenosse, der sein Herz auf der Zunge trägt und zu seiner Meinung steht. Karl ist seit Jahrzehnten leidenschaftlicher Fan von Borussia Mönchengladbach und unterstützt auch die Geckenauer „Besengau-Löwen“, wo er kann.
Dem Jubelpaar gratulierten nicht nur die Kinder, die Enkel und Urenkel, sondern auch stv. Landrätin Eva Böhm, Bürgermeister Tobias Seufert, Pfarrvikar Pitor Bruski und Ortsbeauftragter Wolfgang Grom sowie die Dorfbewohner von Geckenau.